Mit den Pop-Up-Radwegen beweist die Stadt Stuttgart, dass sie schnell und einfach sichere Radwege schaffen kann – so kann Stuttgart tatsächlich zur Fahrradstadt werden
Stuttgart – Am Montag, den 08.06.2020, beginnt Stuttgart mit dem Bau der zwei ersten Pop-Up-Radwege. Damit sorgt die Stadt innerhalb eines Monats für die Umsetzung von Radwegen nach dem Stuttgart Standard. Statt mehrere Jahre für die Planung und Umsetzung von wenigen Kilometern Radweg, braucht die Stadt Stuttgart nun kaum mehr als einen Monat. Sie steigert nach langem Warten das Tempo für die Umsetzung der bereits vor mehr als einem Jahr vom Gemeinderat beschlossenen Fahrradstadt. Unsere Reaktionen fallen entsprechend positiv aus, doch es gibt Luft nach oben.
Der Radentscheid Stuttgart freut sich sehr, über die gewonnene Dynamik in der Stadtverwaltung. Das Konzept der Pop-Up-Radwege schafft mit temporären Maßnahmen schnell sichere Radwege zu geringen Kos-ten. So kann die Stadtverwaltung auf einfachem Wege von den Installationen lernen, sie bei Bedarf unkompliziert verbessern und letztendlich dauerhaft installieren. Mit so einem zielstrebigen Konzept können Stadt-verwaltung und Gemeinderat die vom Radentscheid geforderten 33 Kilometer Radinfrastruktur pro Jahr auf die Straße bringen.
“Wir gehen davon aus, dass die Stadt Stuttgart mit den vom Gemeinderat im Haushalt bereitgestellten Mitteln und Personalstellen ihre Planungs- und Umsetzungsgeschwindigkeit deutlich steigern wird.” zeigt sich Verkehrsexperte Thijs Lucas optimistisch. Hatten Radwege zuvor mehrere Jahre an Planung gebraucht, schaffe Stuttgart die Planung und Umsetzung nun in wenigen Wochen. “Stuttgart ist damit die zweite deutsche Stadt nach Berlin, die das Konzept der Pop-Up-Radwege erfolgreich angeht. Nun müssen die Möglichkeiten genutzt werden, um schnell weitere Erfolge einzufahren und dabei schnell zu lernen.” Denn die neuen Radwege sind noch längst nicht perfekt. Die Kreuzungen sind weiterhin ungesichert und den Rad-wegen fehlt ein Anschluss an ein echtes Radnetz. Dennoch sind sie eine deutliche Verbesserung zu den engen Radstreifen. „Ich bin wirklich positiv von der Stadt überrascht und freue mich schon sehr darauf, die neuen Fahrradwege mit der ganzen Familie zu testen,“ ergänzt Lisa Röthinger, die ebenfalls beim Radentscheid Stuttgart aktiv ist. „Wenn das Angebot stimmt, steigen mehr Menschen aufs Rad um – das ist nicht nur in Pandemie-Zeiten ein Schritt in die richtige Richtung.“
Christina Müller, die die Stadtverwaltung und den Gemeinderat als sachkundige Einwohnerin berät, er-kennt: “Der Radverkehr in Stuttgart nimmt seit Jahren deutlich zu, und an den Zählstellen sieht man, dass seit Beginn der Coronakrise noch einmal deutlich mehr Menschen Rad fahren als zuvor. Der ohnehin viel zu knappe Platz für den nichtmotorisierten Verkehr muss also dringend ausgebaut werden, und wir sind sehr froh, dass Stuttgart nun endlich aktiv wird.“
Bisher gibt es in Stuttgart ganze 4,8 Kilometer baulich angelegte Radwege. “Wenn in Stuttgart nun an der Theo und an der Holzgartenstraße 2 Kilometer Pop-up-Radwege eingerichtet werden, hat die Verwaltung innerhalb von wenigen Wochen diesen Wert um über 40 % erhöht. Das ist durchaus auch mal lobenswert,“ bemerkt Benedikt Glitz, Experte für Radmobilität beim Radentscheid Stuttgart. Im Verhältnis zum Straßen-netz mit einer Gesamtlänge von ca. 1400 Kilometer wird aber auch schnell klar, dass in Stuttgart noch eine ganze Menge in Richtung einer sicheren Radverkehrsinfrastruktur passieren muss. Mit den eingerichteten Pop-up-Radwegen sind nur an ca. 0,5 % der Straßen baulich getrennte echte Radwege in Stuttgart vorzu-finden. “Mittelfristig können an allen mehrspurigen Straßen baulich getrennte Radwege eingerichtet wer-den.”
Hintergrund
- 2018: der Radentscheid Stuttgart fordert mit über 35.000 Unterschriften von der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat unter anderem jährlich 33 Kilometer einfache und sichere Radinfrastruktur zu schaffen (Ziele des Radentscheids)
- Frühjahr 2019: Der Stuttgarter Gemeinderat bestätigt die Forderungen des Radentscheids
- Winter 2019: der Stuttgarter Gemeinderat schreibt die für die Umsetzung der Radentscheidziele notwendigen Personalstellen in den Doppelhaushalt 20/21 und stellt notwendigen Gelder für die Umsetzung bereit.
- Januar 2020: Stadtverwaltung stellt erste Ideen für die dauerhafte Einrichtung geschützter Radwege an der Theodor-Heuss-Straße vor. Die Planungen sind da noch für mehrere Jahre angelegt.
- April 2020: die Berliner Senatsverwaltung veröffentlicht die Regelpläne für die rechtssichere Einrichtung provisorischer Radwege in Deutschland
- April 2020: Bündnis der Stuttgarter Radinitiative fordert die schnelle Einrichtung von Radwegen und lädt zur Probefahrt auf die Mercedesstraße
- Mai 2020: der Gemeinderat beschließt die schnelle Umsetzung geschützter Radwege an der Theodor-Heuss-Straße und der Holzgartenstraße
- Juni 2020: Die Stadt Stuttgart beginnt mit der Einrichtung der Pop-Up-Radwege
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