Bürgerinitiative im Endspurt: bis zum 10.12. können noch Unterschriften abgegeben werden
„Der vorgeschrieben Überholabstand beträgt mindestens 1,5 Meter“, sagt Thijs Lucas von der Initiative Radentscheid Stuttgart (www.radentscheid-stuttgart.de) am Freitagvormittag (30.11.). Seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben ihre Fahrräder mit 1,5 Meter langen Pool-Nudeln ausgestattet und fahren hintereinander die Theodor-Heuss-Straße auf der Höhe des Kleinen Schlossplatz entlang.
Gelb, blau, rosa und grün zeigen die Pool-Nudeln an, wie groß der Abstand ist, den Autofahrende beim Überholen von Radfahrenden mindestens einhalten müssen. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass ein regelkonformes Überholen von Radfahrenden häufig nur durch einen Spurwechsel möglich ist“, erläutert Lucas. Sei ein Spurwechsel nicht möglich, dürfe dann auch nicht überholt werden.
Der Radentscheid Stuttgart fordert, dass alle Menschen in Stuttgart die Möglichkeit haben, sicher, zügig und ohne Angst ihre Wege in der Stadt mit dem Fahrrad zurückzulegen. „Viele Stuttgarter erzählen uns, dass sie sich nicht trauen, in der Stadt mit dem Rad zu fahren“, sagt Lucas. „Vor allem unsichere Radfahrer lassen sich oft abschrecken, wenn sie sich durch gefährlich dichte Überholmanöver bedroht fühlen.“ Nicht nur Autofahrende seien in der Pflicht, Radfahrende zu schützen, sondern auch die Polizei und die Stadt seien hier gefragt. „Wir wollen, dass die Stadt Stuttgart sichere Überholabstände von Anfang an in die Planung von Straßen einbezieht sowie dass Polizei und Verwaltung mit Kampagnen zu den Pflichten der stärkeren Verkehrsteilnehmer aufklären“, fordert Lucas. Baulich geschützte Radwege an Hauptstraßen und für den Radverkehr attraktiv gestaltete Nebenstraßen gehören zu den Kernforderungen des Radentscheid Stuttgart.
Begleitet wird die Aktion von einem offenen Brief des ADFC Stuttgart an den Gemeinderat und Oberbürgermeister Fritz Kuhn, in dem eine konkrete Aufklärungskampagne nach Esslinger Vorbild vorgeschlagen wird. Außerdem wurden die von Gerichten festgelegten Überholabstände an der Böblinger Straße im Kaltental in grüner Farbe auf die Straße gemalt, um darauf hinzuweisen, dass falsch geplante Straßen häufig geradezu zum gefährlichen Überholen einladen.
Mit einem Bürgerentscheid fordert die Bürgerinitiative eine bessere Radfahrpolitik für Stuttgart. Daher sammelt sie seit Juni Unterschriften für den Radentscheid Stuttgart (www.radentscheid-stuttgart.de).
Der Radentscheid Stuttgart befindet sich bereits im Endspurt. „Bis zum 10. Dezember können noch Unterschriften abgegeben werden“, sagt Lucas. Der nächste Schritt ist die Einreichung der Unterschriften bei der Stadt. Die Stadtverwaltung muss dann prüfen, wie viele Unterschriften gültig sind.
Hintergrund
Der Radentscheid Stuttgart (www.radentscheid-stuttgart.de) ist eine Initiative von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Stuttgart und Umgebung. Sie verbindet vor allem die Ansicht, dass das Fahrrad eines der praktischsten und günstigsten Verkehrsmittel in der Stadt ist. Gemeinsam arbeiten immer mehr Menschen in einem ehrenamtlichen Team daran, einen Bürgerentscheid für sicheres Fahrradfahren in der Mobilitätsstadt Stuttgart durchzusetzen. Stuttgart ist die erste Stadt in Baden-Württemberg, in der auf diesem Weg die Politik zur Förderung des Radverkehrs bewegt werden soll.
Viele Einzelpersonen, Einzelhändler und Verbände unterstützen den Radentscheid Stuttgart, darunter die Stuttgarter Kreisverbände von ADFC, VCD, BUND, Fuss e. V., Electrify-BW und Greenpeace. Das zeigt, dass ein breiter Teil der Stuttgarter Gesellschaft die Visionen des Radentscheid Stuttgart von einer lebenswerten Stadt teilt. Der Radentscheid hat Vorbilder z. B. in Berlin und Bamberg. Zuletzt hat der Stadtrat Bamberg die Umsetzung der Ziele des Radentscheid Bamberg beschlossen. Neben Stuttgart bereitet Tübingen den zweiten Radentscheid in Baden-Württemberg vor. Für die Tübinger war der Radentscheid Stuttgart das Vorbild.
Thijs Lucas
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Daten zum Thema „Sichere Überholabstände“
Offener Brief des ADFC
In einem offenen Brief fordert der ADFC Stuttgart eine Aufklärungskampagne zu sicheren Überholabständen nach Esslinger Vorbild.
https://www.adfc-bw.de/fileadmin/dateien/Gliederungen/KV_Stuttgart/Texte/PDFs/Abstand.pdf
Aktion an der Kaltentaler Auffahrt
Die von Gerichten festgelegten Überholabstände wurden an der Böblinger Straße im Kaltental in grüner Farbe auf die Straße gemalt, um darauf hinzuweisen, dass falsch geplante Straßen häufig geradezu zum gefährlichen Überholen einladen.
http://radentscheid-stuttgart.de/2018/11/%ef%bb%bfvisualisierung-an-der-kaltentaler-auffahrt/
Rechtsprechung
Laut aktueller Rechtsprechung beträgt der Mindestabstand beim Überholen von Fahrradfahrenden 1,5 Meter.
„Aber in jedem Falle habe ein Auto- und noch mehr ein Busfahrer nun mal einen Sicherheitsabstand zum Radler zu wahren. Der ist gesetzlich nicht festgelegt, deutsche Gerichte verorten ihn aber zwischen anderthalb und zwei Metern. „Das habe ich noch nie gehört“, sagt Y. Er auch nicht, sagt sein Verteidiger. Sei aber trotzdem so, sagt die Richterin.“
Vorbilder aus anderen Städten
In anderen Städten wird bereits gezielt gegen das dichte Überholen vorgegangen. Hoch professionell gehen dabei die Engländer vor. Aber auch in Deutschland trauen sich erste Polizeien an das Thema und haben Erfolg.
Gefährliche Situation im Kaltental
In den Videos der Twitter-Nutzer @SPedTom1 und @StgtMartin sind mehrere gefährliche Überholmanöver zu sehen. Einer der Autofahrer überholt den eBiker, der auf der Straße fahren muss, sogar über den Gehweg.
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