Am Donnerstag, dem 16. September 2021, wird der Radentscheid Stuttgart ab 17:30 Uhr eine öffentliche Gedenkveranstaltung für zwei tödlich verunglückte Radfahrer*innen abhalten. An den Unfallorten in Stuttgart-Feuerbach und Weilimdorf sollen dabei sogenannte Ghostbikes zur Erinnerung an die Verstorbenen aufgestellt werden.
Von 17:30 bis 18:30 Uhr findet die erste der beiden Mahnwachen in Feuerbach (Kreuzung Rüdigerstr. / Heidestr.) Von 19 bis 20 Uhr wird in Weilimdorf (Kreuzung Bergheimer Str. / Ob der Ditzinger Str.) der zweite Teil der Gedenkveranstaltung abgehalten. Pressevertreter*innen, Lokalpolitiker*innen und Anwohner*innen sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Hintergrund
Am Abend des 2. September stürzte ein 61 Jahre alter Pedelec-Fahrer an der Ecke Bergheimer Straße / Ob der Ditzinger Straße in Weilimdorf im Beisein seiner Ehefrau und verstarb einige Tage später im Krankenhaus. Die Unfallursache ist noch nicht geklärt, andere Personen waren an dem Sturz nicht beteiligt. Nach Auskunft der Polizei stürzte der Radfahrer beim Abbiegen, vermutlich als er auf den Bordstein auffuhr. Die Abzweigung, ein für Radverkehr freigegebener Fußweg, ist nur über einen Bordstein zu erreichen, was die Sturzgefahr an der Stelle erhöht.
Genau eine Woche später, am 9. September, kollidierten am frühen Morgen ein Auto und eine 56-jährige Pedelec-Fahrerin an der Kreuzung Rüdigerstraße / Heidestraße in Feuerbach. Laut Polizeibericht war die Pedelec-Fahrerin vorfahrtsberechtigt, die Polizei ermittelt allerdings noch den genauen Unfallhergang. Fest steht, dass der 50-jährige Autofahrer die Frau mit seinem Fahrzeug erfasste, sodass sie noch an der Unfallstelle verstarb.
Bedenkliches Ansteigen der Unfallzahlen
Vertreter*innen der Stuttgarter Fahrrad-Community sind zutiefst besorgt und erschüttert angesichts dieser zwei Todesfälle. »Die Unfallzahlen mit Radfahrenden steigen in Stuttgart ja leider schon seit Jahren stark an – dass nun gleich zwei tödliche Unfälle binnen einer Woche geschehen sind, macht uns fassungslos«, sagt Carola Pein, die sich für den Radentscheid engagiert.
»Die Stadt Stuttgart hat 2019 im Rahmen des Zielbeschlusses zur Fahrradstadt versprochen, dass sie derartige Unfälle unverzüglich analysieren und deren Ursachen beseitigen wird«, betont Thijs Lucas, Sprecher des Radentscheids. »Wir fordern die Stadtverwaltung dringend auf, die beiden Fälle gründlich zu untersuchen. Oft ist die Infrastruktur Teil des Problems.« Beispielsweise können an Kreuzungen die Sichtachsen durch Gebäude oder parkende Autos versperrt sein. Im konkreten Fall der Heidestraße hält der Radentscheid die Einführung von Tempo 30 und Bremsschwellen im Kreuzungsbereich für sinnvoll. »Offensichtlich war der Autofahrer zu schnell unterwegs, um die Vorfahrtssituation dort zu erfassen«, sagt Michael Schenker, der ebenfalls im Radentscheid aktiv ist und in der Nähe der Unfallstelle wohnt. »Eine Wiederholung solcher Kollisionen könnte durch das Verlangsamen des Verkehrs an der Kreuzung verhindert werden.«
Keinesfalls dürfe es zur Normalität werden, dass in Stuttgart jedes Jahr mehrere Radfahrer*innen ums Leben kommen, betont Christina Müller, die den Radentscheid als stv. Sachkundige Einwohnerin im Unterausschuss Mobilität des Gemeinderats vertritt. »Wir fordern die Stadt Stuttgart auf, sich zur Vision Zero zu bekennen. Denn jeder Verkehrstote ist einer zu viel.«
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